Als eine Gruppe von Studenten aus dem niederländischen Friesland letztes Jahr im Saterland war und in der Kirche spontan mit einer Saterländerin ins Gespräch geriet, wunderten sich die Besucher, wieso der Küster im Saterland so wichtig war. Die Saterländerin beschrieb doch, dass dieser Kirchendiener sogar die Kinder unterrichtete!
Obwohl Westfriesen generell ziemlich gut Saterfriesisch verstehen, ist “Koaster” ein ziemlich irreführendes saterfriesisches Wort, auch für Westfriesen. Zwar bedeutete es ursprünglich Küster, heutzutage wird es aber an erster Stelle für einen Lehrer verwendet. Wenn man das weiß, ist die Beschreibung der Kirchenbesucherin auf einmal viel verständlicher.
Diese Bedeutung ist entstanden in einer Zeit, in der der Schulmeister oftmals auch Küster der Kirche war. Durch diese Verbindung von Funktionen sind andere Wörter wie “(Skoul)Meester” und “Lerer” langsam aus dem alltäglichen saterfriesischen Sprachgebrauch verschwunden.
Da Lehrer und Küster heutzutage nicht mehr unbedingt mit einander verknüpfte Funktionen sind, brauchten die Saterländer für den Küster deswegen ein anderes Wort. Zur Unterscheidung zum Lehrer wurde daraus “Säärkenkoaster”, Kirchenküster also.
Heute gibt es wahrscheinlich mehr Frauen als Männer im Lehrerberuf und das Saterfriesische hat, wie auch das Westfriesische und viele plattdeutschen Mundarten, die Bedeutung der Nachsilbe -ske erweitert, um eine Lehrerin anzudeuten. Das ist heute eine “Koasterske”. In der Vergangenheit deutete -ske eher auf die Ehefrau hin: eine “Koasterske” war die Frau des Lehrers, sowie eine “Bakkerske” eine Bäckersfrau war.
Nicht nur im Saterland wurde das Wort für Küster zur Andeutung für einen Lehrer, dies geschah in vielen Regionen, aber der Gebrauch ließ auch wieder nach. Es gibt jedoch noch weitere Reste dieser Entwicklung: auch im Groninger Platt hört man ab und zu noch “Köster” für Lehrer. Anders als bei den Saterfriesen sagen es die Groninger jedoch meistens nur scherzhaft.
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